Ecole Amitie Jahresbericht - Dezember 2012

Das Jahr 2012 geht zu Ende.

In Haiti ein Jahr hektischer Betriebsamkeit mit zahllosen öffentlichen und privaten Baustellen … unzählige internationale Organisationen sind weiterhin im Land tätig mit tausenden von grossen und kleinen Projekten … und die haitianische Regierung unter President Martelly versucht ihr Bestes um in all dieser Verworrenheit das Land voranzubringen aus Armut und Not.

Die Natur hat es 2012 dem Land auch nicht leichter gemacht - mit überlanger Dürre im Sommer und überheftigen Regen, die jetzt im Hebst mit Hurricaine “Sandy” im Süden des Landes zu viel Überschwemmungenn führten. Ein grosser Teil der lokalen Ernten sind zerstört und Befürchtungen bestehen, dass die Cholera sich erneut ausbreiten könnte …

Das Jahr 2012 brachte der Ecole Amitie

ebenfalls eine Mischung aus positiven Entwicklungen und unerwarteten Hilfsangeboten, aber auch frustrierende Verzögerungen und Sorgen.

Dank der schon im letzten Rundbrief vom Dezember 2011 erwähnten Zuwendung aus dem “Kleinprojekt-Fond” der Deutschen Botschaft Port-au-Prince, war es uns möglich eine Reihe von Infrastrukturverbesserungen an der Schule durchzuführen.

Das war die grosse gute Nachricht.

Sorge machte uns dieses Jahr besonders wieder die Frage der Lehrergehälter.

Lehrergehäter

Wir hatten gewagt alle Gehälter ab Januar 2012 etwas anzuheben, nachdem in den zwei Vorjahren die Spenden (auch in der Folge des Januar 2010 Erdbebens) etwas stärker

geflossen waren. Auch hatten wir gehofft durch das Heft mit den individuellen Lehrerportraits vielleicht Sponsoren für “Lehrer-Patenschaften” zu finden.

Doch nachdem die erste Jahreshälfte 2012 finanziell noch gut “über die Runden” ging,

sodass sogar einige Extras stattfinden konnten (Schulfest, Ausflüge, Sportevent Teilnahme, Lehrerfortbildungsseminar) - lief in der zweiten Jahreshälfte gar nichts mehr.

Ein so tiefes “Sommerloch”an Spendeneinkommen hatten wir seit langem nicht,

und für die Auszahlung der letzten Lehrergehäter (September + October) mussten schon Privatdarlehen aufgenommen werden …

Wir würden gerne an dieser Stelle einen dringenden Hilferuf aussenden.

Mit der Lehrerschaft steht und fällt die Schule.

Die Lehrer der Ecole Amitie leisten mit wenig Mitteln eine bewundernswerte Arbeit,

die von dem ganzen Stadtviertel hoch anerkannt wird. Bei dem diesjährigen “Certificat” Grundschul- Abschlussexamen lag das Resultat wieder weit über dem nationalen Durchschnitt: von den 90 teilnehmenden Schülern hatten 72 bestanden.

Die noch immer bescheidenen Gehälter der Lehrer zu jedem Monatsende verlässlich auszahlen zu können ist uns darum ein Anliegen höchster Priorität.

Infrastruktur Verbesserungen 2012

Für die grossen Verbesserungen in diesem Jahr sind wir vor allem der Deutschen Botschaft iin Port-au-Prince zu Dank verpflichtet.

Wir hatten im Herbst 2011 eine Wunschliste mit 10 Punkten bei ihr eingereicht.

Diese Liste war zu unserer Freude voll genehmigt worden. Folgende Arbeiten konnten mit den gewährten Mitteln durchgeführt werden:

Das grosse, alte, schon wieder hinfällige Eingangsportal, gezimmert aus Holz und Wellblech, sollte schon letztes Jahr ersetzt werden mit einem gut erhaltenen, geschenkten Eisenportal - doch waren die vorhandenen Betonpfosten zu schwach um es zu tragen.

Dann war auch noch ein Auto von aussen gegen einen Pfosten gefahren und hatte den ganzen Eingang destabilisiert. Neue stabile Betonpfosten wurden gebaut und der Eingang mehr nach innen verlegt.

Als zweiter Punkt folgte die WC Toilette. Zunächst nur als winzige Besuchertoilette geplant, wurde sie auf dringenden Wunsch der Lehrerschaft vergrössert auch für ihre Bedürfnisse. Eine grössere ausgemauerte Grube wurde nötig. Das Wasser wird mit Eimern vom Brunnen geholt. Die Einrichtung dieser WC Toilette wird sehr stark als Anhebung des “Status” der ganzen Schule gewertet.

Direkt neben der Toilette, zwischen Direktion und Nahrungsmittellager, wurde ein kleiner Wächterraum gebaut (ausgestattet mit Bett und elektrischem Anschluss) . In früheren Jahren war mehrmals in das Lebensmittellager eingebrochen worden, aber seit die Aussen-mauer der Schule voll geschlossen ist und der Hof nachts solar beleuchtet, gab es keine Einbruchs-versuche mehr. Ebenfalls das Mobiltelefon des Wächters mag da abschrecken …

Wichtige Erwägungen auch in Hinblick auf die künftige Ausstattung der Direktion mit Computern und sonstigen begehrenswerten Gegenständen …

Die Überdeckelung des grossen Kanals mit Betonplatten war seit Jahren ersehnt, doch bei den begrenzten Mitteln der Schule gab es immer etwas anderes was noch wichtiger war. Schüler und Lehrer hatten sich an die Zweiteilung des Schulhofes und den Anblick des Kanals gewöhnt, doch jedem Besucher fiel der Müll im Kanal sofort unangenehm ins Auge.Von Regen aus der höher gelegenen Nachbarschaft gespült, oder von der Flut auf der Fluss-seite, häufen sich darin vor allem leere Getränke Plastikflaschen …

Nun ist es endlich geschafft - der Kanal ist auf der ganzen Länge überdeckelt, mit genug Spalten um ihn auch säubern zu können. Die Spalten sollen mit Bambusstangen abgedichtet werden, damit die Kinder nicht hineinfallen. Im Augenblick ist “Spalten-Hüpfen” ein hoch beliebtes neues Spiel in den Pausen …

In Vorbereitung auf die Dacherneuerung des grossen Hauptgebäudes (inklusive Gebälk), die die Royal Caribbean Cruise Line der Schule versprochen hat, waren etliche Vorbereitungsarbeiten notwendig. Die grösste dieser Vorbereitungen war die Errichtung von fünf Betonpfosten die das neue Dach mit tragen sollen und die das Hauptgebäude um eine sehr brauchbare (7x3,5 m) Galerie erweitern werden.

Die Schreiner hatten auch in diesem Sommer zu tun; Zwei grosse, feste Wandschränke wurden im Nähatelier eingebaut, um dort Stoffe, Nähzubehör und fertige Schul Uniformen unterzubringen.Die Direktion erhielt weitere Borte. Mehrere Türen wurden erneuert.Es wurden auch wieder neue Schulbänke geschreinert (dabei ein spezielles Model für Vorschulkinder) und viele alte Bänke repariert …

Zum Schluss kamen die Maler um die ganze Schule vor Beginn des neuen Schuljahres 2012/13 aufzufrischen in grün und weiss.

Im Namen aller Lehrer, Schüler , Eltern geht unser herzlichster Dankan die Deutsche Botschaft in Port-au-P rince und die Zentrale in Bonn für den wundervollen Schritt vorwärts, den ihre Hilfe der Ecole Amitie gebracht hat.

Doch kaum sind diese Schritte getan, steht schon die nächste Wunschliste bereit. Die Schwergewichte darunter sind:

- Die Durchführung dringender Dachreparaturen an allen Gebäuden.

- Der Bau von zwei zusätzlichen Klassenzimmern, für die gerade noch genug Platz vorhanden ist. Ein Raum (7x4m) soll für Kunst und Werkunterricht dienen, der andere (8x4m) soll ganz mit Sportmatten ausgelegt werden für Vorschulgebrauch und Sport (Judo).

- Der Bau einer 3,5m breiten überdachten Galerie in der ganzen Länge des Gebäudes links vom Eingang (auch für Werkarbeiten geeignet).

- Die Vergrösserung und Verbesserung der Schülerlatrine.

- Ein anderer wichtiger Punkt, jetzt nachdem der Kanal überdeckelt ist, wird die schönere Gestaltung des Schulhofes sein, mit Aufschüttung von mehr Schotter auf den matschigen Stellen und Anlegung von gemauerten Beeten mit guter Gartenerde für Küchenkräuter und Gemüse. Regen von den Dächern soll zum Begiessen aufgefangen werden.

- Sehr wünschenswert wäre auch die Verputzung sämtlicher Hof und Aussenwandmauern, wo Verwitterung zunehmend Löcher in die Zementblocks gefressen hat.

Nach diesen letzten grösseren Infrastrukturarbeiten wird die Ecole Amitie ihre definitive äussere Gestalt erreicht haben. Es wird noch manches geben was die Schule gerne hätte an Inneneinrichtung, Geräten oder Material (Schulbücher, Computer, ein Projektor zum Vorführen von DVD Filmen, mehr einfache Nähmaschinen, Stoff, Malfarben etc) – aber das geordnete “Umfeld” ist dann etabliert.

Schulfeste und Ereignisse 2012

Zum Gefühl eines geordneten Umfeldes gehört auch die Struktur, die etablierte Festtage in den Jahresablauf bringen - auch an der Schule.

Schon im letzten Rundbrief vom Dezember 2011 war dieses Thema angesprochen worden: wie gut es wäre an der Ecole Amitie zwei grosse Schulfeste pro Jahr einführen zu können (eines Mitte Dezember und das andere Anfang Juni) und je einen Tagesausflug für die Lehrerschaft, die 6. und die 5. Klasse zu ermöglichen. Diese Tagesausflüge wurden 2012 – in bescheidenem Masse - in die Tat umgesetzt: Die Lehrer wählten als Ausflugsziel wieder einen Strand mit erschwinglichem Eintrittspreis, wo die Gäste selber ihr Essen kochen können und ihre Getränke mitbringen. Auch die Tagesausflüge der 5. und 6. Klasse gingen an nahegelegene Strände.

Das grosse Schulfest für alle oberen Klassen ab der 3..Klasse fand am 1.Juni im Schulhof statt. Ein drei Stunden Nachmittagsprogram .Auf dem schon überdeckelten Kanal standen erhöhte Bänke für die Zuschauer. Eine Bühne war aufgebaut worden, ein Tonmeister mit Musikanlage und riesigen Verstärkerboxen war engagiert worden, und die älteren Schüler hatten ein Program eingeübt mit Tanz, Gesang und Theater. Das Niveau war (objektif betrachted) noch etwas dürftig – fand aber viel Begeisterung bei den jungen Zuschauern.

Zu erwähnen ist auch, dass Mitte August alle Lehrer wieder an einem 6-Tage Fortbildungs-Seminar teilgenommen haben. Ihnen allen ist die Wichtigkeit bewusst, sich möglichst gut in ihrer Rolle zu bewähren um ihre Arbeitsstelle auch langfristig zu behalten. Daher lassen sie keine Gelegenheit ungenuzt sich besser zu qualifizieren.

Was den Cobra Judo Club an der Ecole Amitie betrifft: so trainierten da während der ganzen Sommerferien die Judoca Gruppen wieder mit unvermindertem Elan. Ende August gab es dann im grossen Gymnasium der Stadt einen Wettkampf zwischen den Mitgliedern der verschiedenen Clubs der Region, unter dem Motto der Talent-Suche. Dabei erhielten junge Mitglieder des Club Cobra den 1. und 2. Platz, worauf die Schule natürlich sehr stolz war.

Das neue Schuljahr 2012/13

Es begann offiziell am Montag den 1. Oktober.

In jedem Jahr kommen viele der Schüler erst mit Verspätung nach und nach im Laufe der ersten Wochen zur Schule. Bei manchen der Verspäteten ist es eine Frage der Schuluniform,die noch nicht bezahlt werden konnte. Bei anderen der Fahrpreis von ihrem Sommer- aufenthalt bei Verwandten auf dem Land zurück in die Stadt.Und so gering auch die Eigenbeteiligung an der Ecole Amitie ist, so stellt das Schulgeld vonz.Z. erwa USDollar 10.-pro Jahr, doch für manche noch eine kleine Hürde dar. Die Ecole Amitie versucht da schon möglichst grosszügig zu sein, doch dies spricht sich schnell herum, und immer weniger Eltern oder deren Ersatzpersonen sind in der Folge bereit überhaupt etwas beizutragen. Im Augenblick zahlen nur etwa 2/3 einen Beitrag -Davon viele auch nur einen Teilbetrag.

Seit President Martelly in seinem Wahlprogramm das Recht auf freie Grundschulausbildung ganz besonders hervorgehoben hat, führte das zudem in diesem neuen Schuljahr 2012/13 zu einer Abwartehaltung bei den Eltern, die erst erkunden wollten, ob sie ihre Kinder unter den neuen Umständen ganz umsonst unterbringen könnten … Es tut sich Einiges im Erziehungs-Ministerium, doch viele gute Ansätze stecken noch in der Verwirrung von Anfangsschwierigkeiten. Die Ecole Amitie verfolgt all die neuen Entwicklungen mit Aufmerksamkeit.