Rückblick auf 2010

Haiti hat ein extrem schwieriges Jahr hinter sich.Wir alle erinnern uns an die schrecklichen Bilder, als das grosse Erdbeben am 12.Januardie Insel erschütterte.

Unsere Schule im Norden des Landes war vom Epizentrum nahe der Hauptstadt Port-au-Prince zum Glück weit entfernt und blieb von direkten Zerstörungen verschont. Die indirekten Folgen des Bebens waren aber in Cap Haitien sowie im ganzen Land zu spüren.

Flüchtlingsströme, Versorgungsengpässe und allgemeine Teuerung sorgten für grosse Verunsicherung und erschwerten allen das Leben. Es herrschte, vor allem im Januar, zudem noch die Angst, dass auch Cap Haitien in jedem Augenblick von einem ebenso schlimmen Erdbeben betroffen werden könnte. Die Anspannung war so gross, dass viele Eltern ihre Kinder lieber bei sich zuhause behielten, und sie den ganzen Rest Januar und Februar gar nicht zur Schule schickten. Nach und nach beruhigten sich die Ängste etwas und der Schulbetrieb konnte einigermassen normal weitergeführt werden.

Allgemeine Daten:

Im vergangenen Schuljahr 2009/10 waren 1001 Schüler in der Ecole Amitie eingeschrieben: 954 Kinder von Anfang an, 47 kamen als Flüchtlinge aus Port-au-Prince hinzu.

An der Schule arbeiten noch immer die selben 16 Lehrer, der Schulleiter Joel Ambroise, eine Sekretärin, 2 Wächter und zwei Köchinnen. Ab Oktober, zu Beginn des neuen Schuljahres 2010/11, wurden zusätzlich ein zweiter Lehrer für die aufrückende 5. Klasse und eine neue Nählehrerin eingestellt.

Die Nähschule hatte noch nicht zufriedenstellend funktionniert in der Verwirrung des letzten Jahres – wir erwarten nun bessere Resultate und nach Abschluss dieses Lehrjahres die ersten selbstgeschneiderten Schuluniformen …

Die Lehrer:

Auch in diesem Jahr konnten alle Monatsgehälter lückenlos ausgezahlt werden (inklusive der Ferienmonate). Obgleich unser Budget noch keine Erhöhung ihrer Gehälter zuliess, so waren die Lehrer schon erleichtert über die Zusicherungen im Krankheitsfall eine nicht zurückzuzahlende Beihilfe zu Arzt + Medikamentenkosten zu erhalten und andere kleinere Extrazuwendungen im Rahmen unserer Möglichkeiten.

Der Schulbetrieb:

Er stellt die Lehrer noch immer vor grosse Schwierigkeiten. Das grösste Problem sind die fehlenden Schulbücher. Viele Schüler besitzen nicht ein einziges Buch. Dies zwingt die Lehrer alles an die Tafel schreiben zu müssen, sodass die Kinder es in ihre Hefte abschreiben können. Viel Zeit wird damit “vergeudet”. Um dieses Problem zu lösen suchen wir noch extra Sponsoren …

Infrastructur:

Nach den Schrecken des Bebens lag es nahe, sich den Zustand unserer Mauern näher anzusehen. Dabei zeigten der Direktionsraum und das damit verbundene Lebensmittel-lager die grössten Schwächen auf: Risse in den Wänden und wegbröckelnde Eckpfeiler. Es wurde beschlossen einen neuen grösseren Lagerraum neben dem grossen Tor zu bauen und den alten Lagerraum zu einem Lehrerzimmer umzufunktionieren. Die Direktion wurde verfestigt und das verzogene Dachgebälk erneuert.

Frau Laetitia Schütt, die für 2 Monate (Juni/Juli) nach Cap Haitien gekommen war um nach der Schule zu sehen, beaufsichtigte die Bauarbeiten. Sie nahmen insgesamt 6 Wochen in Anspruch und waren ermöglicht worden durch eine Spendenaktion der Galeria Sailer (Mallorca) zu Ostern 2010.

Weitere Massnahmen:

Eine ganze Reihe ebenfalls anstehender Massnahmen wie: die Reparatur und Erhöhung der Schulhofmauer, die Verbesserung der Herdstellen in der Kantine, der Anschluss an das Stadtstromnetzt und die Erneuerung der gesamten elektischen Installation der Schule standen als nächstes an und mussten auf später verschoben werden.

Schulbänke:

Beim Problem fehlender Schulbänke kam uns unerwartete Hilfe. Die Delegation einer US Handelskammer, zu Besuch in Cap Haitien um nach dem Beben Sachhilfe anzubieten, versprach uns Bänke zu stiften. Sie wurden vor Ort in der Stadt gezimmert. Inzwischen sind unsere Klassenzimmer mit 30 neu gelieferten Bänken ausgestattet.

Eine Überraschung:

Die Überraschung kam von “Food for the Poor”: 15 Musikinstrumente für eine Blaskapelle. Schon seit Jahren war es ein Herzenswunsch der Schüler gewesen, bei den jährlichen Paraden der Schulen zum nationalen “Fête du Drapeau” am 18.Mai und bei anderen festlichen Gelegenheiten mit eigener Blaskapelle dabei zu sein. Ab April 2010 üben sich nun 60 Schüler schichtweise a diesen Instrumenten unter Anleitung eines ehrenamtlichen Maestro.

Ausblick:

So sind wir auch im schwierigen Jahr 2010 einige Schritte an der Ecole Amitie weitergekommen. Unsere Wunschliste an äusseren Strukturverbesserungen, Ergänzungen und Verschönerungen ist noch immer lang …

Wir hoffen, dass wir 2011 noch viele neue Freunde hinzugewinnen können, die uns helfen die nächsten Schritte zu verwirklichen.

Wir möchten bei dieser Gelegenheit allen unseren Spendern nochmals von Herzen danken, im Namen der Kinder, Eltern und Lehrer, dass sie uns ermöglicht haben die Ecole Amitie weiter in Gang zu halten.